Ich kann nicht sagen, dass ich ihn vergessen habe, denn so ist es keineswegs.
Ich denke viel an ihn, an uns und die Erinnerungen holen mich immer wieder ein, aber es folgen keine Tränen mehr..
Ob das gut ist oder ob ich ihn zu schnell "verdränge", weiß ich noch nicht, aber es scheint mir damit besser zu gehen, also ist es wohl gut.
Mein Leben nimmt seltsame Wendungen, seit er nicht mehr da ist.
Ich scheine kalt geworden zu sein, sehr abweisend und lache nur noch selten, dafür dann aber herzlich und lauthals.
Ich ziehe mich gerne zurück, um der Schnelligkeit des Alltags zu entkommen.
"Du bist doch erst 16, dein Leben kann gar nicht so schlimm sein."
Solche und ähnliche Sätze höre ich mir immer wieder an.
ja mag sein, mein Leben ist wahrscheinlich gar nicht so schlimm und mit einigen Sachen kann ich mich echt glücklich schätzen (so wie mit dem Abend gestern und den Menschen allgemein, aber davon später). Andererseits lastet phasenweise noch immer diese erdrückende Leere auf mir und ich werde sie dann auch nicht los.
Naja, aber eigentlich wollte ich euch nur einige wichtige Sachen aus meinem Leben erzählen - oder zumindest für mich wichtig. So die kleinen Erfolge:
Habe ich von dem Liebesgeständnis erzählt?
Naja falls nicht: Mir wurde von einem Bekannten seine Liebe gestanden bzw. dass er mehr für mich empfindet, als nur Freundschaft.
Da er ursprünglich mit zu dem Konzert meines Vaters am Sonntag kommen wollte und ich mit diesem Gefühlsgeständnis nicht so ganz klarkomme, hat er abgesagt und ich nehme jetzt einen Freund mit, worauf ich mich nun wirklich freue, da meine Oma ihn dann auch endlich mal kennenlernen kann.
Mit diesem Freund habe ich mich auch gestern getroffen. Er erfragte Gesellschaft und nachdem meine Eltern rumgezickt haben und mich nicht fahren wollten (Fahrrad ist bei 10km mit meinen Knien keine Option), hat er mich abgeholt, wir sind Pizza kaufen gefahren und haben diese anschließend bei ihm gegessen. Sobald ich im Auto saß, merkte ich schon, dass sich etwas verändert hatte. Nicht zwischen uns oder an der Beziehung zueinander, sondern dass ich mich verändert hatte. Ich hatte nicht mehr das Bedürfnis, möglichst ruhig zu sein, sondern möglichst laut zu lachen und einfach mal alle Hüllen fallen zu lassen, mich im übertragenen Sinne auszuziehen (wat für n Vergleich, wenn ich bedenke, dass wir uns vor kurzem erst darüber unterhielten, dass wir nichts miteinander anfangen werden, auch wenn wir uns anscheinend beide attraktiv finden (was sowohl äußerlich, als auch innerlich gilt)).
Naja, jedenfalls wurde ich lockerer, was vielleicht wirklich an dem Gespräch lag. Oder schlichtweg daran, dass ich inzwischen weiß, wo meine Stärken und meine Schwächen liegen und wie ich wirke. Dass ich weiß, was für einen schönen Körper ich habe und was für eine gute Freundin ich eigentlich bin.
Man merkt, ich bin deutlich selbstbewusster geworden, weiß mich zum präsentieren und habe inzwischen sogar den "Macht mir den Weg frei"-Blick drauf, erst vor kurzem sprang daraufhin ein 2 Meter Kerl vor mir aus dem Weg xD (Bin übrigens ziemlich stolz darauf, mich inzwischen so gefunden zu haben)
Aaalso, wo war ich stehen geblieben?
Ach ja, gestern Abend. Es meldete sich eine Freundin, die mich sehen wollte und die ihn inzwischen auch kennengelernt hat, die beiden verstehen sich und deswegen kam sie kurzerhand auch noch vorbei. Wir saßen dann ganz gemütlich in seinem Zimmer zusammen, haben geredet, gelacht und die Anspannung der letzten Wochen fiel immer mehr von mir ab. Ich glaube, die beiden sind ne ziemlich gute Kombination für mich. Sie kennen mich einfach auf vollkommen unterschiedliche Art und Weisen, auch wenn ich sie nicht benennen könnte und holen deswegen mein "wahres Ich" unter der Make hervor, es bleibt kaum ein Teil verdeckt.
Irgendwann fing der Freund an, aus einem Buch vorzulesen, nachdem wir uns übers Tanzen unterhielten und ich muss sagen, dass das Buch "Mettwurst ist kein Smoothie" wirklich wahnsinnig lustig ist. Vor allem, wenn man es vorgelesen bekommt.
Ich bekomme ja zu später Stunde grundsätzlich das Bedürfnis nach Körpernähe und so kuschelte ich mich irgendwann bei der Freundin ein, was mir ziemlich gut tat.
Ich glaube, es geht nicht mal um sexuelle Körpernähe, sondern schlichtweg um das Gefühl, beschützt zu werden, manchmal bin ich eben doch das kleine niedliche Mädchen haha, zumindest bei bestimmten Menschen.
Und so setzte durch den Geruch in dem Zimmer, die Körpernähe und die beruhigende Stimme des Freundes eine Entspannung ein, die sich (mit kleiner Unterbrechung) den ganzen Abend über hielt.
Die kleine Unterbrechung hatte es allerdings wirklich in sich.
Um 10 Uhr sollte ich zuhause sein und da die Verbindungsstraße gesperrt ist und wir nicht früher losfahren wollte, fuhren wir über die Baustelle zurück.
Auf dieser Baustelle lag ein Sandhaufen.
Die Freundin überlegte und letzendlich wollten wir darüber fahren, weil der Sand festgefahren aussah.
Es klappte nicht, wir blieben stecken, schafften es auch zu zweit nicht, den Wagen anzuschieben und irgendwann kamen die Anwohner und halfen uns um 5 vor 10 ein Auto von einem Sandhügel auf einer Baustelle runterzuschieben.
Keine schöne Erfahrung, aber wir hatten Glück mit den Anwohnern, die uns zwar ein wenig Schuldgefühle einredeten, aber letzendlich einfach halfen undich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, ich jedenfalls werde erstmal nicht wieder auf die Idee kommen, nachts über irgendwelche Baustellen zu fahren.
Gestern wurde dann indirekt auch ausgemacht, dass wir zu dritt auf den Sommerdom gehen werden, der in Hamburg stattfindet. Ein Ereignis, auf das ich mich jetzt schon unheimlich freue.
Gestern gab es im Übrigen noch ein Ereignis, welches allerdings nicht ganz so schön ist.
Im Deutschunterricht bekommen wir die Möglichkeit, eigene Texte vorzustellen und da ich ja nicht nur Blog schreibe, sondern nebenbei in der Schule auch immer ein Heft dabei habe, in das ich Gedanken reinkritzel (was ja nicht unentdecktbleibt), wurde ich von zwei Mitschülerinnen gefragt, ob ich nicht mal einen Text vorlesen wollen würde, ich schriebe ja so toll.
Ich werde euch den Text hier einfach mal abtippen, damit ihr vielleicht verstehen könnt, wieso ich während des Vorlesens und mindestens eine Viertel Stunde danach noch extremst am Zittern war und kurz vor den Tränen stand.
Fallen und Fangen
Es fühlt sich so falsch an, zu fallen.
Ich glaube, ich könnte mich irgendwie wieder fangen, aber mir fehlt die Motivation.
Irgendwie die Kraft.
Und die Chance.
Ich falle, bleibe innerlich leer und alles lässt mich kalt.
Geht es um mich selbst, bin ich kaum bereit, mich für irgendetwas aufzuraffen.
Kein Praktikumsplatz, keine Motivation für Schule, keine Motivation, mich irgendwie mal aufzuraffen.
Aufraffen, aufraffen, immer wieder aufraffen.
Geht es im Leben nur darum?
Immer glücklich zu sein?
Ich lebe für Andere, für das Glück der Anderen.
Für das Glück meiner Freunde.
Aufopfern, aufraffen.
Immer wieder.
Es fehlt die Kraft, die Motivation.
Immer wieder Schmerzen, immer wieder Schwärze.
Immer wieder hinfallen, immer wieder aufstehen.
Immer wieder Schmerz und Liebe, Schmerz und Liebe.
Glück, darum geht es doch.
"Sei glücklich!"
Wie soll das gehen?
Druck, Stress, Tränen.
Schmerz und Liebe, immer wieder Schmerz und Liebe.
Ich falle und ich will mich einmal nicht selber fangen.
Fang mich auf!
Vielleicht ist euch jetzt klar, wieso meine Klasse mir danach stillschweigend gegenüber saß, einige äußerten, sie hätten jetzt Schuldgefühle und wieso ich so sauer war, dass sie das Ganze nach 10 Minuten wieder vergessen hatten.
Ich finde es so traurig, dass sich niemand mehr für die Gefühlslage seiner Mitmenschen interessiert, dass die Frage "Wie geht es dir?" von fast niemandem mehr ernsthaft beantwortet wird, weil es Smalltalk ist.
Es interessiert niemanden, wie es dir geht, es ist lediglich eine Sache der Höflichkeit, nachzufragen.
Der Text ist vom 02.06, inzwischen geht es mir besser.
Ich habe die Chance ergriffen, mich wieder aufzuschwingen, aber großartig dabei geholfen, hat mir niemand. Ein einziges Mal habe ich mich bei einem Freund ausgeheult, aber das war schnell wieder vergessen.
Es blieb letzendlich wieder an mir hängen, wieder musste ich alleine einen Weg finden, damit klarzukommen und weil ich weiß, wieviel Kraft einen die Suche nach eben diesem Weg und das Aufschwingen an sich kostet, würde ich gerne für Andere da sein.
Ich höre mir gerne ihre Probleme an, spende gerne Nähe und Trost und gebe Ratschläge, wo ich nur kann und wo sie verlangt sind.
Umso schlimmer finde ich es, wenn Menschen sagen, dass sie damit alleine klarkommen müssten oder das ich ungeeignet wäre.
Ich kann es nachvollziehen, das ich nicht der Punkt, der Punkt ist, dass es mich irgendwo in meinem Selbstbewusstsein und in meinem Stolz verletzt, wenn ich mich diesen Personen anvertraue, weil ich das brauche und sie sich im Gegensatz dazu total vor mir verschließen.
Und leise tröpfelt der Regen auf meine Scheibe, schenkt mir Ruhe.
Ich rege mich zu viel auf, mache mir zu viele Gedanken. Ich sollte häufiger rausgehen und weniger schreiben. Sollte mehr lesen und mich um mein Praktikum kümmern, aber das will ich nicht.
Das bin ich nicht.
Ich bin das Mädchen, das immer allen helfen muss und dass stundenlang am Laptop sitzt, ohne es zu vermissen, Menschen um sich zu haben.
Ich bin das Mädchen, das im Unterricht lieber seine Gedanken aufschreibt, statt sich Notizen zu machen. Ich bin die, die schon seit Ewigkeiten keine Hausaufgaben mehr macht und die eine Klausur nach der Anderen gerade einfach so hinklatscht.
Mir wurde von den Lehrern häufig gesagt, dass sie mehr von mir erwarten, weil Schule wichtig sei und sie wissen, dass ich das alles könnte, wenn ich mich mehr anstrenge.
Das weiß ich auch. Und ich kann es alles, verstehe das Prinzip der Aufgaben und verstehe jeden verdammten Satz im Fremdsprachenunterricht, dumm bin ich weiß Gott nicht, das ist mir auch klar.
Aber meine Prioritäten haben sich verschoben.
Wenn ich mich jetzt nur auf die Schule konzentriere, dann schaffe ich 12/13 nicht, weil ich vorher schon kaputt gehe.
Deswegen nutze ich die 11., um meine Gedanken zu sortieren, um mich zu finden und um mir darüber klar zu werden, was ich hier eigentlich tue, wieso ich es tue, wer ich bin und wo ich hinwill.
Das habe ich keinem Lehrer gegenüber auch nur mit einem Sterbenswörtchen erwähnt, aber dadurch, dass ich immer mal wieder was sinnvolles einwerfe und nach dem Hintergrund der Sachen frage, scheint ihnen das klar geworden zu sein.
So bin ich nunmal.
Mich interessiert das "Warum?" und nicht die Handlung an sich.
Ich interessiere mich für den Menschen hinter der Fassade und ich mache mir dadurch weiß Gott zu viele Gedanken, aber das bin ich.
Und ich werde mich nicht ändern, ich habe mich inzwischen mit mir abgefunden und beginne nun mit mir zu arbeiten.
Einer Klassenkameradin helfe ich grade schon.
Sie sieht keinen Sinn mehr im Leben und nachdem wir uns nun endlich mal ausgesprochen haben, redet sie wieder regelmäßig mit ihr. Sie sagte zum ersten Mal "Ich liebe dich" und dass sie froh darüber sei, mich zu haben.
Und wisst ihr, was das Schöne daran ist?
Das ganze beruht auf Gegenseitigkeit.
Ich brauche sie und sie braucht mich.
DAS ist für mich Freundschaft.
Und ich bin so unendlich dankbar dafür, dass ich Freunde habe.
Auch wenn es nicht viele sind, weiß ich, dass das die Menschen sind, die ich um mich herum haben möchte und dass ich sie um nichts in der Welt jemals wieder hergebe.
Tja, ein sehr vielseitiger Beitrag, würde ich mal so behaupten haha.
Aber das waren nunmal alles Sachen, die ich einfach mal loswerden musste, die mir so durch den Kopf gingen und jetzt geht es mir besser, weil ich das alles mal aufschreiben konnte.
Bis bald,
Eure vergebenvergessen <3