Mein Leben

Meine Gefühle. Meine Gedanken. Meine Fehler.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Gern gescheh'n

Klar.
Natürlich bin ich gerne für alle und jeden da, wenn es ihnen mal nicht gut geht. Und ich schleiche mich auch mitten in der Nacht noch raus, damit auch ja jeder jemanden zum Reden hat. Meine Tür steht immer allen offen und he, wenn jemand nicht reden will, dann bin ich zum Schweigen da.
Dass ich nachfrage, wie die Abschlussklausuren gelaufen sind oder an alle wichtigen Termine von anderen denke, ist ja selbstverständlich. Und dass ich regelmäßig nachfrage, wies so läuft und ob alles klar ist, natürlich auch.
Was dabei leider immer vergessen wird, bin ich.
Und nicht nur ich, sondern leider auch die Tatsache, dass mein Leben ziemlich im Arsch ist, seit ich chronische Knieschmerzen habe und depressiv geworden bin.
Keiner weiß wie es ist, morgens nicht aus dem Bett zu kommen und jeden verfickten Tag doch zur Schule fahren zu müssen, weil die eigenen Eltern die Krankheit ihrer Tochter nicht akzeptieren. Sie verstehen es nicht, denn alle, die außer mir Depressionen haben, werden einfach mit Medis versorgt und können so mehr oder weniger sorgenfrei durch ihr Leben spazieren. Und dann beschweren sie sich noch, wenn sie mal wieder eine depressive Verstimmung haben oder mal (!) niemand für sie da ist, wenn es ihnen schlecht geht.
Und ich? Ich schlage mich täglich mit Heulattacken rum und provoziere zuhause durch meine Stimmungsschwankungen dauerhaft Stress, was sich wiederum extrem mies auf meine Laune auswirkt.
Und andere Menschen zu treffen, Freunde bspw., ist auch ein Ding der Unmöglichkeit. Entweder haben sie keine Zeit oder sie kommen auf einmal nicht mehr mit mir klar oder sie gehen auf irgendeine verfickte Party, zu der ich mal wieder nicht eingeladen wurde.
Bin ja auch nur ich. Mit mir kann mans ja machen.
Und während andere dann spazieren gehen, bleibe ich zuhause. Ich bleibe ganz ruhig in meinem Zimmer sitzen, weil ich mit meinen verfickten Knien nicht stundenlang durch die Gegend laufen kann. Mein Handy kann ich nicht ausschalten, weil ich durch meine verfickten Minderwertigkeitskomplexe für alle da sein muss. Und nicht mal Filme schauen kann ich, weil meine verfickte Konzentration nach ner halben Stunde den Geist aufgibt.
Aber ist okay, bin ja nur ich.
Und so fange ich an, mich durchzufragen. Aber, wie war es anders zu erwarten, es hat natürlich niemand Zeit für mich. Oder sie sind zu irgendwelchen Gruppenveranstaltungen eingeladen, bei denen man natürlich nicht fehlen kann, weil sie ja nur jedes Wochenende stattfinden. Oder man antwortet mir einfach gar nicht, weil man sowieso keine Zeit hat und pampt mich dann von der Seite an, dass ich nicht die Erwartung haben dürfte, dass mein Gegenüber sich immer meldet. Nachdem ich solche Menschen jeden verfickten Morgen anschreibe.
Aber ist okay, bin ja nur ich. Mit mir kann mans ja machen.
Also fließen die Tränen weiterhin stumm über meine Wangen, ich schreie lautlos ins Kissen und sinniere darüber, wie es wohl wäre, sich einfach betrinken zu können. Oder für einen Tag einfach mal komplett hier rauszukommen. Oder neue Menschen kennenzulernen, ohne Druck und ständige Angst, ich könnte nicht gefallen. Wie es wohl wäre, normal zu leben. Oder tot zu sein.
Aber bin ja nur ich.
Ich mache sowieso nichts davon. Obwohl mir wirklich danach wäre, werde ich mich heute nicht betrinken und ich werde keinen Fremden vögeln und auch nicht einfach abhauen. Ich werde mich nicht umbringen und normal leben kann ich sowieso nicht.
Also sitze ich einfach weiterhin hier, würge später ein bisschen Essen runter und weine noch 2-3 Stunden. Ich werde alle Leute anpampen, die es eigentlich gut mit mir meinen und mich später mit unenendlichen Schuldgefühlen bei ihnen entschuldigen. Ich werde später stundenlang wach in meinem Bett liegen, obwohl ich tot müde bin und vor lauter Gedanken  nicht einschlafen können. Und irgendwann schlafe ich dann doch, um entweder von Wadenkrämpfen oder Albträumen schweißgebadet aufzuwachen.
Aber he, mein Leben wäre nicht mein Leben, wenn das schon alles wäre. Nein, dazu kommt natürlich noch so alltägliche Scheiße wie der Tod meines Opas, Liebeskummer und die immer anwesende Sorge um Menschen, die mir die Welt bedeuten.
Der Vater meiner besten Freundin liegt grade nach einer Herz-Op auf der Intensivstation im Krankenhaus. Ihre Mutter ist tot. Meine Oma sitzt allein zuhause, nachdem gestern die Beisetzung der Urne war. Ich habe keine Ahnung, was mit meinem besten Freund ist und nebenbei bemerkt, scheint er sauer auf mich zu sein. Mein Ex-Freund will mich wiedersehen und ich habe Angst, dass er noch Hoffnung hat. Ich habe ein mulmiges Gefühl im Bauch und vermute, dass es jemandem nicht gut geht und traue mich nicht, ihn anzuschreiben.
Achja und um auf meinen Liebeskummer nochmal kurz zu sprechen zu kommen: Verliebt euch bloß nie in mehrere Menschen gleichzeitig. Heißt auch viel Liebeskummer, wenn KEINER von ihnen euch will ✌
Schönes Leben noch, echt.

"Und meine letzten Worte, bevor ich zu den Sternen schweb: Gern gescheh'n."

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